Ehre für das Riemenschneider-Gymnasium Osterode: Die Ausstellung des Senegal-Projekts wird im Foyer des niedersächsischen Landtags präsentiert. [ von Robert Koch / Harz Kurier ]
Hannover. Es ist eine ganz besondere Ehre, die dem Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode und insbesondere demSenegal-Projekt zuteil wurde. Eine Woche lang war in der Porticus-Halle, dem Foyer des niedersächsischen Landtags, die Ausstellung „Reale Afrikabilder“ zu sehen.
„Soweit ich weiß, sind wir die erste Schule und das erste Projekt, das sich in dieser Form präsentieren durfte. Das macht uns sehr stolz“, zeigte sich Dietmar Telge, Schulleiter des TRG, geehrt und beeindruckt.
Doch damit nicht genug, denn Schülerinnen und Schüler des TRG waren auf Einladung der Landtags-präsidentin Hanna Naber unter der Woche auch zu Gast in Hannover, um die Ausstellung und das Projekt persönlich vorzustellen. Dabei trafen sie nicht nur die Landtagspräsidentin, sondern auch den Osteroder Landtagsabgeordneten Alexander Saade, der sich maßgeblich für die Präsentation der Ausstellung im Landtags-Foyer eingesetzt hatte.
Bereits zu Beginn der Woche war eine Gruppe aus Osterode nach Hannover gereist, um die Ausstellung im Landtag aufzubauen. Die auf großen Roll-Ups gedruckten Fotos und Texte zeigen ein reales, unverfälschtes Afrikabild – genau so, wie es Fotograf Dietrich Kühne von Kroesing Media im Januar erlebte. Als Unterstützer der Elhadj Diouf Foundation begleitete er im Rahmen des sogenannten Osteroder Modells den Schüleraustausch im Januar, für ihn war es der erste Besuch im Senegal.
Große Porträts zeigen Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft – vom Müllmann bis zum Präfekten, vom Fischverkäufer bis zum Lehrer. Alle porträtierten Personen haben von den Schülerinnen und Schülern die gleichen fünf Fragen gestellt bekommen, unter anderem nach ihrer Lebensgeschichte und ihren Träumen. So entsteht ein unmittelbarer, facettenreicher Eindruck des Lebens im Senegal. Ergänzt wird die Ausstellung mit Texten der Jugendlichen, die einzelne Situationen der Reise beschreiben.
„Mich hat angetrieben, dass dieses Projekt von Schülern und von Begegnungen lebt. Gerade die Begegnung mit anderen Menschen bleibt für immer. Wer zu Menschen eine persönliche Beziehung hat und sie nicht als Sache sieht, so wie einige undemokratische Personen hier im Parlament, der verändert sich und seinen Blick auf die Welt nachhaltig“, beschreibt Saade, warum es ihm so wichtig war, die Ausstellung in den Landtag zu bekommen.
„Diese Schüler sind alle Multiplikatoren, sie werden den Eine-Welt-Gedanken, dass wir alle eine große Familie sind, dauerhaft weitertragen. Gerade auch die Gespräche mit den Schülern bewegen mich, weil ich weiß: Das bleibt für immer!“
Zusammen mit Hanna Naber hatte Saade die TRG-Gruppe am vergangenen Mittwoch in Empfang genommen und begleitet. Auch die Landtagspräsidentin zeigte sich beeindruckt:
„Ich bewundere sehr das Engagement der gesamten Schule, damit meine ich den Schulleiter, die beteiligten Lehrkräfte, aber insbesondere die beteiligten Schülerinnen und Schüler. Ich finde, die Ausstellung ist hier im Landtag genau am richtigen Ort, weil sie ganz viele Themen abdeckt, mit denen wir uns auch hier beschäftigen.“
Viele Entscheidungen, die auf Landes- und Bundesebene getroffen würden, hätten auch unmittelbar mit Afrika zu tun, so Naber.
Gerade durch den erfrischenden Blick der Schüler würde mit falschen Afrikabildern im wahrsten Sinne des Wortes aufgeräumt werden, so die Landtagspräsidentin, und erläutert: „Ich meine Bilder, in denen Afrika als dreckig, problembehaftet und defizitär gesehen wird.“ Die Ausstellung, das habe sie bei sich selbst gemerkt, räume mit Stereotypen auf: „Überall auf der Welt leben Menschen, die Wünsche, Träume und Liebe haben, somit ist die Ausstellung auch ein guter Beitrag gegen Ausgrenzung, Rassismus und Menschenverachtung.“ Im Gespräch mit den Jugendlichen unterstrich Naber zudem die Wichtigkeit von Schulpartnerschaften, besonders von aktiven, mit einem Austausch verbundenen Partnerschaften: „Reisen bildet und trägt auch dazu bei, das eigene Leben und die eigenen Probleme, die wir in Deutschland haben, zu reflektieren und mit anderen Ländern zu vergleichen. Das führt zu neuen Lösungen, mitunter aber auch zu Demut und Dankbarkeit, wie gut man es selber hat.“
Der Herzberger Dr. Andreas Philippi, seit Januar niedersächsischer Sozialminister, ließ es sich nicht nehmen, den Besuch aus der Heimat zu begrüßen. „In der Geburtsstunde hat man nicht gedacht, was aus dieser kleinen Idee werden kann. Es ist großartig, die Ausstellung hier angucken zu dürfen, die zeigt, was inzwischen passiert ist. Es ist wunderbar, die Schüler hier zu erleben, wie sie die Roll-Ups präsentieren, wie sie die Freundschaft zum Senegal leben“. Er ergänzte: „Das ist mehr wert als tausend friedenspolitische Diskussionen. Wenn Menschen anderen Menschen begegnen und Freunde werden, dann ist das Friedenspolitik, wie wir als Politiker uns das wünschen.“
Ein Wiedersehen gab es im Landtag zudem mit Doris Schröder-Köpf, die bis vor kurzem noch Lan-desbeauftragte für Migration und Teilhabe war und 2014 mit dem Senegal-Projekt in Kontakt kam.
„Das ist ein ganz ungewöhnliches und wunderbares Projekt. Ich glaube, dass dieses Projekt Vorbildcharakter hat und auch an anderen Schulen verstanden wird, wie wichtig es ist, dass man diese persönlichen Erfahrungenmacht. Das ist wie ein Samen, der heranwächst und zu einer großen Pflanze wird. Diese Verbindung, dieser andere Blick auf die Welt, das wird bei den Schülern immer bleiben“, sagte sie.
Für Tobias Rusteberg, der als Lehrer das Senegal-Projekt vor mehr als zehn Jahren initiiert hat und als trei-bende Kraft begleitet, war es ein besonderer Tag: „Toll, wie die Politiker auf unsere Partnerschaft und die Ausstellung reagieren. Ich bin total begeistert von dem Tag und auch für die Jugendlichen war es ein tolles Erlebnis, eine echte Wertschätzung der intensiven Arbeit, die im Vorfeld geleistet wurde.“
Nachdem die Ausstellung bislang nur am TRG sowie jetzt im Landtag zu sehen war, sind für die Zukunft weitere Präsentationen geplant.